Tribut an Villa-Lobos
Am 17. November 1959 kehrte der bekannte Komponist Heitor Villa-Lobos in die Spirituelle Heimat zurück. Der Autor von ungefähr 1000 Kompositionen wird als der größte Repräsentant der Neuformulierung des Konzepts des musikalischen Nationalismus in Brasilien angesehen.
Schon als kleiner Junge war er vom Werk des deutschen Komponisten Johann Sebastian Bach (1685-1750) fasziniert, einem markanten Einfluss, der Jahre später, zum außergewöhnlichen Werk der Bachianas Brasileiras führen sollte. Unter anderen Musikstücken Villa-Lobos finden wir: „O Uirapuru“, „O Canto do Cisne Negro“, A Prole do Bebê” und die “Choros”, für die er unter den unkonventionellen Komponisten von Rio de Janeiro Inspiration suchte.
An seinem hundertsten Geburtstag, der am 5. März 1987 begangen wurde, habe ich in meiner damaligen Kolumne in der Folha de São Paulo dieser Ikone des musikalischen Ausdrucks Brasiliens, meinen gerechten Tribut gezollt und habe dabei auch die brüderlichen Bande aufgezeigt, die Villa-Lobos mit der LGW verbinden, wovon ich hier einige Stellen wiedergeben möchte:
Die Legion des Guten Willens (LGW) hat immer der Kultur Geltung verliehen. So steht es auch in ihren Statuten. Abgesehen davon, dass sie philanthropisch ausgerichtet ist, ist sie gleichfalls kulturell und erzieherisch tätig. Es ist für uns selbstverständlich, dass wir Philanthropie nicht dahingehend verstehen, den Bedürftigen das Brot in den Rachen zu schieben, um zeitweilig den Aufschrei des Hungers zu ersticken. Nein, es ist mehr als das. Philanthropie bedeutet Liebe und Menschlichkeit. Ich sage immer, dass Sozialhilfe vor allem Liebe ist.
In ihrer Arbeit für die Kultur, musste die LGW einfach an den Gedenkfeiern zum hundertsten Jahrestag von Villa-Lobos teilnehmen. Einige der im Programm des Guten Willens – PGW, im Radio und im Fernsehen, gespielten Musikstücke stammen aus seiner Feder. Wir ehren ihn also ständig. Ich selbst bin ein Fan von Villa.
Ich erinnere mich mit Sehnsucht an ihn. Auch an Dona Mindinha, seine geliebte Frau, die sich seit 1985 in der spirituellen Heimat befindet. Sie war unsere gute Freundin und sie kannte die LGW inniglich. Einmal verriet sie, dass sie, zusammen mit ihrem viel vermissten Villa Jesus Ruft Dich! im Radio hörte, die berühmte Radiosendung Alziro Zarurs (1914-1979), die in Brasilien so viel Polemik verursachte, die aber einen demokratischen Weg für alle Prediger bereitet hatte. Zarur war ein Vorreiter gewesen, im Kampf für die religiöse Freiheit in unserem Land. Es liegt bei der Bevölkerung, ihre Wahl bei der Andacht zu treffen. In einem Interview mit einer Wochenzeitschrift aus Rio de Janeiro, erzählte Dona Mindinha: „(…) Ich habe Zarur im Radio gehört, als er beim Sender Mundial war. Villa selbst hat ihn des Öfteren reden gehört. (…) Wenn er noch leben würde, könnte er es besser erzählen, mit größerer Freude und mehr Nachdruck. Denn mein Mann war von Zarurs Sendung ganz gefesselt. (…) Ich möchte hiermit meine aufrichtige Hommage an den Schöpfer der Legion des Guten Willens aussprechen.“
Im Jahre 1984, am fünfundzwanzigsten Jahrestags seines Todes, schrieb die Legionärsjugend:
„Heitor Villa-Lobos wurde am 5. März 1887 in Rio de Janeiro geboren. Er war Komponist, Violoncellist, Maestro und Lehrer. (...) In seiner Musik, die wie er selbst, so überbordend, pittoresk und selbstbewusst ist, vereint sich alles auf die neuen Wege der Menschheit. (…) Seine Technik oszilliert zwischen Stücken einzigartiger Harmonie, wie seine Musik für Kinder, und jenen extremer Komplexität, wie das „Rudepoema“ sowie die Mehrzahl der „Choros“; all dies Kompositionen von außergewöhnlicher Bedeutung im Panorama der zeitgenössischen Musik. Die neun „Bachianas Brasileiras“, die in der Zeit von 1930-1945 geschrieben wurden, transportieren seine Hingabe zur Musik Bachs. Das Zyklopenwerk dieses berühmten nationalistischen Komponisten umfasst, abgesehen von den bereits genannten Werken, Symphonien, symphonische Gedichte, Suiten, Streichquartette, Oratorien, Klavierstücke, Konzerte, Opern, Gesänge und vieles mehr.“
„(…) Villa-Lobos dirigierte Orchester in Frankreich, Deutschland, Italien, den Vereinigten Staaten… Er erhielt unzählige Ehrungen. (…) Er gründete im Jahre 1945 die Brasilianische Akademie für Musik. (…) 1960 gründete die brasilianische Regierung im Ministerium für Erziehung und Kultur das Museum Villa-Lobos. (…) Dessen Avantgarde kann mit dieser, seiner eigenen Aussage definiert werden: ‚Ich schreibe Musik, als wären es Briefe an die Nachwelt, aber ohne eine Antwort darauf zu erwarten.‘“
„Die Violinistin Arminda D‘Almeida (Mindinha), seine zweite Frau, der er verschiedene Musikstücke widmete, organisierte und leitete das Museum Villa-Lobos.“
„Zu seinem fünfundzwanzigsten Todestag bereitete das Museum Villa-Lobos eine Reihe von Ehrungen vor. Und der Vorsitzende der LGW wurde von Dona Mindinha mit einer Broschüre dieser Veranstaltung mit einer liebenswürdigen Widmung beschenkt: ‚Dem illustren Freund, Dr. José de Paiva Netto, dem Vorsitzenden, welcher der Legion des Guten Willens, stellvertretend für den kolossalen Wohltäter, der Alziro Zarur gewesen ist, die Ehre erweist. Herzlichst, Ihre für immer verbleibende Mindinha de Villa-Lobos.‘“
* * *
Mit Liebe für die Ewigkeit
Letztendlich, was mit Liebe getan, besitzt das Siegel ewiger Dinge. Und genau mit dieser außergewöhnlichen Qualität, definierte Villa-Lobos im Jahre 1951 in João Pessoa, im Bundesland Paraíba, das Entstehen seiner Kompositionen:
„Meine Musik ist Reflex der Ehrlichkeit (…), sie ist die Kunst, die vom Herzen zum Herzen spricht.“
Und mehr:
„Brasilien weist die geographische Form eines Herzen auf. Jeder Brasilianer hat dieses Herz. Die Musik geht von einer Seele zur anderen. Die Vögel sprechen zueinander durch die Musik. Sie haben ein Herz. Alles was man im Leben verspürt, das spürt man im Herzen. Das Herz ist das Metronom des Lebens, und es gibt viele in der Menschheit, die dies vergessen. Genau das, was die Menschheit am meisten benötigt, ist das Metronom. Wenn es jemanden auf der Welt gäbe, der dieses Metronom auf den Gipfel der Erde stellen könnte, dann wären wir vielleicht dem Frieden etwas näher. Warum verstehen die Rassen und Völker einander nicht und leben nicht in gleichem Takt? Weil sie sich nicht an das Metronom erinnern, das sie in ihrer Brust tragen, in ihrem Herzen.“
„Gott hat ausgerechnet Brasilien dazu bestimmt die geometrische Form eines Herzens zu haben, und einen mitreißenden Rhythmus in seiner Rasse, insbesondere im Nordosten des Landes, dieses Gefühl für Rhythmus, der aus dem Herzen kommt, jene Einheit der Bewegung, das so sehr sensible Metronom.“
„Meine lieben Freunde, aus diesem Gedanken heraus bin ich zum Musiker geworden. Deswegen wurde ich zum tiefen und ewigen Sklaven des Lebens in Brasilien, der Dinge Brasiliens. Da ich aber weder die Gabe des Wortes habe, noch die der Feder, sondern die Gabe des Tons und des Rhythmus, so übertrage ich diesen Wahnsinn der Liebe für ein Vaterland, in Töne und Rhythmen. So stelle ich mich vor. Dies ist, im Prinzip, die Rechtfertigung für all das, was ich bis zum heutigen Tage für Brasilien getan habe. Ich bitte inständig um Entschuldigung, dass ich ein wenig von meinem Leben, im Bezug auf dieses Brasilien sprechen muss, es ist aber doch notwendig und vielleicht kann es der Jugend zum Beispiel gereichen, denselben Weg zu gehen, zu demselben Schicksal, das Gott mir gegeben hat.“
„(…) Ich bin den Weg der Musik gegangen. Und wenn mein Beispiel vielleicht für alle meine Landsleute zu etwas dienlich sein sollte - macht es so wie ich. Seid frei. Erinnert Euch an Euer Herz. Denkt daran, dass dies das wahrhaftige Metronom ist. In ihm werdet Ihr die ökonomische Begründung von allem finden, von allen Dingen. Ihr werdet das exakte Maß der Realität haben, des eigenen Lebens. Denkt daran, dass es die Kunst ist, die aus dem Herzen zum Herzen kommt, von einer Seele zur anderen, und die Musik ist die allererste Kunst, die die anderen Künste führt. Ich sage dies nicht, weil ich Musiker bin. Sie hat aber eine positive Kraft in sich, sagen wir einmal, eine biologische Kraft.“
Sie stellt eine Therapie für die kranke Seele dar. Musik ist der Trost für den der leidet. Musik ist wie das im Arm wiegen für das Kind, im Schoße seiner Mutter, seiner Eltern. Musik ist der Atemzug für den Unglücklichen. Musik ist die Freude derer, die fröhlich sind. Die Religion, und welche der Religionen, die es auf Erden gibt, nutzt nicht die Musik als ein Element die Gläubigen anzuziehen? Diese Musik, derer sich Sankt Ambrosius bediente, um später daraus die festgelegten liturgischen Gesänge zu formen. Und mit dieser Musik, meine Herren, müssen wir begreifen, dass Brasilien lebt, und niemandem fällt es auf.“
Meinen aufrichtigen Dank an den unsterblichen Geist des genialen Villa-Lobos, dafür, dass er mich 1999 zum Oratorium das Mysterium des Offenbarten Gottes inspiriert hat. Die Toten sterben nicht.
Ein gesunder ökumenischer Weg
Zarur hob immer wieder in den Medien das Motto des Wegbereiters des brasilianischen Rundfunkwesens, des Arztes, Anthropologen, Dichters und Lehrers Roquette Pinto (1884-1954) hervor. Den Wahlspruch des von ihm, unter seinem Namen in Rio de Janeiro gegründeten Senders: „Für die Kultur von denen, die in unserem Land leben und für den Fortschritt Brasiliens.“
Kultur stellt ohne Zweifel den gesunden ökumenischen Weg für das Wachstum der Gesellschaft dar.
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