Rassismus ist obszön
Seit jener Nacht vom 25. Mai, als der schwarze Sicherheitsmann George Floyd in Minneapolis, Minnesota (USA), erstickte, weil ihm ein Polizist das Knie in den Nacken drückte, hat eine Welle von Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt die meisten Städte der USA erfasst.
Die Bewegung Black Lives Matter (auf Deutsch: Schwarze Leben zählen) begann bereits 2013 und nahm seitdem großen Einfluss auf die sozialen Netzwerke auf der ganzen Welt. In vielen Ländern weltweit hat sie die Menschen in diesem Ruf nach einem Ende der Gewalt gegen schwarze Menschen vereint.
Es handelt sich um ein direktes Warnsignal, das unbedingt ausgesprochen werden muss. Am 1. Februar 1987 veröffentlichte der Journalist, Rundfunksprecher und Schriftsteller Paiva Netto, Vorsitzender und Präsident der Legion des Guten Willens, in der Tageszeitung Folha de S.Paulo, einen Artikel mit dem Titel „Rassismus ist obzön“.
Dieser Appell fand noch vor Verabschiedung der brasilianischen Verfassung von 1988, die Rassismus als Straftat charakterisiert, ein Echo in den Medien.
Seinerzeit lenkte er die Aufmerksamkeit aller darauf, sich für eine antirassistische Gesellschaft einzusetzen, die frei von jeder Art von Vorurteilen ist, weil wir ja im Wesentlichen Geist und von daher Kinder desselben Gottes sind. Durch die Klarheit und Aktualität der Worte des Leiters der LGW wollen wir nun in dieser Ausgabe diesen Text mit einigen neuen Kommentaren des Autors noch einmal abdrucken.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Die Herausgeber
Der Kampf gegen Rassendiskriminierung war in unserem Verständnis bei den Übertragungen in den Medien des Guten Willens schon immer ausgesprochen wichtig. Dies führte nun zu einer Reihe von Interviews, die ich der Presse gewährte, wie jenes, das mein verstorbener Freund Paulo Rappoccio Parisi (1921-2016) am 10. Oktober 1981 mit mir führte. Bei dieser Gelegenheit argumentierte er mir gegenüber: „Glauben Sie, dass der Rassismus in unserem Land bereits überwunden ist?“
Worauf ich antwortete: Auf keinen Fall. Der Rassismus ist in Brasilien nach wie vor äußerst virulent, obwohl er sich hier im Vergleich zum Rassentrennungsregime (Apartheid) in Südafrika (wir befanden uns im Jahr 1981) auf eine eher unterschwelligen Weise darstellt. Trotz des immensen Kampfes der Abolitionisten hat die Sklaverei in vielerlei Hinsicht nicht aufgehört zu existieren. (…)
Rassismus ist obszön (ebenso wie soziale, geschlechtsspezifische, religiöse, wissenschaftliche oder jede andere Art von Vorurteilen). Er untergräbt nicht nur die Bemühungen von Schwarzen, sondern auch die von armen Weißen, der indigenen Völker, der Einwanderer ... Es ist auch eine Frage sozialer Diskriminierung. Das Fehlen des Geistes der Solidarität untergräbt die Menschheit. Der Rassismus muss ein für alle Mal ausgemerzt werden, denn bei seiner Ausbreitung zeigen sich die hartnäckigsten Formen von Verfolgung, die es so schwierig gestalten, Frieden auf dem Planeten zu schaffen. Wir alle zusammen müssen, ohne mutlos zu werden, dieses beschämende Bild ändern. Wir sind gegen den Rassismus, weil wir vor allem für die Würde des Menschen kämpfen.
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Ein idealer Ausweg für Brasilien
In Das Kapital Gottes, einer meiner nächsten Veröffentlichungen, erinnere ich im Kapitel „Die Angelsächsischem Nationen und die Rassenmischung“ daran, dass ich, als ich am 5. April 1991 im Radiosender „Estéreo Sul“ in Volta Redonda/RJ (Brasilien) vom Moderator Paulo Vieira in dessen Sendung Jesiliel und seine Erfolge interviewt wurde, einen Standpunkt äußerte, den ich bereits seit meiner Jugendzeit verteidigt habe:
Der Ausweg für Brasilien beginnt mit der Notwendigkeit, auf sich selbst zu vertrauen. An dem Tag, an dem wir aufhören, uns auf den einfachen Status von Nachahmern zu beschränken, und mit dem Geschwätz aufhören, unser Land sei so, weil es das Ergebnis der Rassenmischung von Schwarzen, Europäern und Indigenen sei, erst dann werden wir uns aus der „Wiege der Herrlichkeit“ erheben können, und es wird niemanden geben, der uns den Mut nehmen kann.
Hervorragende Rassenmischung
Man sagt auch: „Die angelsächsischen, die germanischen Nationen und ich weiß nicht wer noch, die sind einfach beeindruckend. Seht nur wie die einstigen Kolonisatoren heute dastehen.“
Es ist aber so, dass die Angelsachsen, ebenso wie die Germanen, in der Römerzeit als minderwertig galten. Gallien, das heutige Frankreich, war rückständig. Und doch sind diese Völker gewachsen. Sie hatten Zeit dafür (und sie wussten sie gut zu nutzen). Wir müssen diese Absurdität überwinden, die eine Inszenierung zu sein scheint und von der man nicht weiß, woher sie kommt; oder weiß man es? Man trifft immerzu auf jemanden, der diese Ungeheuerlichkeit äußert und so die brasilianische Niederlage schürt: „Sehen Sie, es geht nicht anders! Wir sind ein hierzu verdammtes ethnisches Gemisch aus Weißen, Indigenen und Schwarzen."
Ich teile aber diese Meinung nicht, und ich protestiere gegen diesen selbstmörderischen Betrug. Diejenigen, die glaubten, in den Regionen südlich des Äquators könne keine respektable Zivilisation entstehen, die irren sich ebenfalls, denn unsere Heimat schreitet entgegen dieser Vorstellung und trotz aller Probleme voran (auch wenn es oft nicht den Anschein hat).
Dies belegen die Ergebnisse einer vom Institut für angewandte Wirtschaftsforschung (Ipea) veröffentlichten Studie, die auf das Phänomen eines „Dunklerwerdens der brasilianischen Bevölkerung“ hinweist. In einem von Agência Brasil am 20. November 2008, dem Dia da Consciência Negra (Tag des Schwarzen Bewusstseins), veröffentlichten Bericht heißt es: „Die Studie zeigt, dass Veränderungen in der Denkweise der Menschen und nicht demographischen Elemente für fast den gesamten Wandel verantwortlich sind. Der Veröffentlichung der Studie „Desigualdades Raciais, Racismo e Políticas Públicas 120 anos após a Abolição“ (Rassenungleichheiten, Rassismus und öffentliche Politik 120 Jahre nach der Abolition) zufolge hatte die schwarze Bevölkerung bis Anfang der 1990er Jahre erst „relativ langsam und vegetativ“ zugenommen, und zwar durch eine etwas höhere Kinderzahl bei Schwarzen und Menschen gemischter Hautfarbe und die Tatsache, dass Kinder mit einem schwarzen und einem weißen Elternteil mit größerer Wahrscheinlichkeit eine dunklere Hautfarbe haben. Bereits irgendwann in den Jahren zwischen 1996 und 2001 begann ein Prozess des Wandels im Selbstverständnis der Brasilianer. Während dieser Zeit, so Ipea, schämen sich die Menschen weniger dafür, sich als Schwarze zu identifizieren, und hören auf, „sich weißer zu machen“, um soziale Legitimität zu erlangen.“
In einem Interview in der Sendung Conexão Jesus — O Ecumenismo Divino (Jesus Connection - Die göttliche Ökumene) des Super Netzwerks des Guten Willens für Kommunikation (Radio, Fernsehen und Internet), präsentierte Prof. Dr. Marina de Mello e Souza, Dozentin für die Geschichte Afrikas an der Fakultät für Geschichte der Universität São Paulo (USP), eine interessante Analyse, nachdem sie über die Geschichte dieses schönen Kontinents, der für das Weltgleichgewicht so wichtig ist, erklärt hatte: „Mein bereits verstorbener kluger Vater sagte: ,In Brasilien gibt es brasilianische Weiße und brasilianische Schwarze.‘ Mit anderen Worten, wir haben hier weder einen Weißen noch einen Schwarzen, denn wenn man einen brasilianischen Schwarzen neben einen afrikanischen Schwarzen stellt, wird man sehen, wie viel Rassenmischung es dabei gibt. Ein weißer Brasilianer, der die Geschichte des afrikanischen Kontinents kennt, wird also, anstatt sein afrikanisches Erbe verbergen zu wollen, eher sagen wollen: ‚Hoppla, ich gehöre auch dazu!‘ Was ich in meinem Hörsaal sehe, ist eine deutliche Veränderung in den Gesichtern der Studierenden zwischen dem ersten und dem letzten Vorlesungstag, weil wir einen völlig unbekannten Reichtum offenbaren und damit die Möglichkeit eröffnen, das Selbstwertgefühl zu stärken.“
Brasilien ist eine Nation gemischter Ethnien, für deren Überleben seine brillante Mischung von Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft auch voll anerkannt und gelebt werden sollte. Gerade weil hier die Kraft dieser Nation liegt.
Brasilien ist eine globalisierende Gesellschaft
Wenn wir den Blick auf unser Land richten - wie ich in Chroniken und Interviews (2000) geschrieben habe -, das voller Nachkommen von Einwanderern und auch von Migranten ist, die hoffen, dass sie endlich in das Beste ihres sozialen Gefüges integriert werden, so bestätigt sich der Beweis, dass dies eines der außergewöhnlichsten Völker dieses Erdenrunds ist und aufgrund seiner fantastischen Mischung von Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft privilegierte Eigenschaften besitzt. Es ist eine globalisierende ... Gesellschaft ...
Ethnische Mischung
Der Journalist, Lehrer, Historiker, Essayist und Ingenieur Euclides da Cunha (1866-1909), ein bemerkenswerter Brasilianer gemischter Hautfarbe, war ein großer Liebhaber des Amazonas und des Nordostens unseres Landes. Durch seine Beschreibungen dieser leidgeprüften Region in seinem Meisterwerk Krieg im Sertão gilt er als der größte brasilianische Schriftsteller seiner Zeit. In diesem Werk schildert er die Schrecken des Krieges in Canudos und schafft es damit, die Vorstellung zu verändern, die sich der Süden des Landes bisher von der Region und den Menschen, die hier leben, gemacht hatte. Sein berühmter Satz lautet: „Die Männer aus dem Sertão sind vor allem stark.“
Über die Rassenmischung in der „Terra de Santa Cruz“, wie Brasilien von den Portugiesen genannt wurde, bemerkte er am 15. August 1897: „So unterschiedliche Charakterzüge, Männer, die in verschiedenen Klimazonen und in verschiedenen Breitengraden geboren wurden, die sich in ihren Gewohnheiten und ethnischen Tendenzen unterscheiden, die ein so unterschiedliches Aussehen haben; Menschen aller Farben - vom dunkelhäutigen Mischling bis zum kupferfarbenen Nachkommen der portugiesischen Siedler mit indianischen Frauen und bis hin zum Weißen - kommen hierher und vereinen sich unter dem Einfluss einer einzigen Sehnsucht.“
Was für eine lebendige Beschreibung!
Für uns, die LGW und die Religion Gottes, Christi und des Heiligen Geistes, gibt es nur eine Rasse: die Universelle Rasse der Kinder Gottes, der Bürger des Geistes.
Und wir sind der Meinung, dass es die Pflicht zivilisierter Menschen ist, sich selbst auch als zivilisiert zu verstehen.
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