Gabriela Mistral, Renan und Eça de Queiroz
Veröffentlichung in der brasilianischen Zeitung „O Sul", Porto Alegre, RS, Kolumne „Opinião", am 15.01.07
„Alles ist möglich, dem der glaubt".
Die glänzende chilenische Denkerin Gabriela Mistral (1889-1957) hat die Tugend des Dienens sehr deutlich begriffen. Am 10. Januar 2007 war der 50ste Todestag dieser großartigen Frau. Die Zeitschrift „Guter Wille" hat ihrer mit verdienter Ehre gedacht. 1945 erhielt sie den Literaturnobelpreis. In ihren Werken verstand sie es, die brüderliche Liebe darzustellen:
„— Die ganze Natur ist ein Streben zu dienen. (...) Dienen ist nicht eine Eigenschaft niedrigerer Wesen. Gott, der uns die Frucht und das Licht gibt, dient. Er könnte heißen: Der Diener".
Aufbau eines Volkes
Ernest Renan (1823-1892), Autor von "Vida de Jesus” (1863) (Das Leben Jesu), beschreibt uns, am 11. März 1882, in der Sorbonne, was Qualität des Dienens zum Aufbau von glücklichen Völkern ist:
„— Eine Nation ist eine Seele, ein geistiges Prinzip (...). Wie der Einzelne ist die Nation der Endpunkt einer langen Vergangenheit von Anstrengungen, von Opfern und von Hingabe (...) Gemeinsamer Ruhm in der Vergangenheit, ein gemeinsames Wollen in der Gegenwart, gemeinsam Großes vollbracht zu haben und es noch vollbringen wollen - das sind die wesentlichen Voraussetzungen, um ein Volk zu sein. Man liebt - im rechten Verhältnis - Opfer, in welche man eingewilligt, Übel, die man erlitten hat.”
Die politische Nachricht vom „Sanften Wunder"
José Maria Eça de Queiroz (1845-1900) wird von vielen als großer portugiesische Romancier gelobt. Der Autor von „A Ilustre Casa de Ramires” (Das berühmte Haus Ramires), scharfer Kritiker der Gesellschaft seiner Zeit, schrieb eine der bewegendsten Seiten der Weltliteratur. Doch wenige sind bis zu seiner politischen Botschaft durchgedrungen.
In diesem Moment von so viel Materialismus, sucht der Mensch, von der Gewalt erstickt, immer mehr die göttliche Hilfe für seine privaten und kollektiven Nöte. Während er geduldig auf die irdischen Lösungen wartet, kann es ihm nur gut tun, an die Bitte eines kleinen Wesens erinnert zu werden, die von einem der größten Symbole der Solidarität erhört wurde:
„Zu jener Zeit war Jesus noch nicht aus Galiläa rausgegangen, über die Grenzen des See Genezareth hinaus, doch die Nachricht seiner Wunder war schon bis Sichem, einer wohlhabenden Stadt zwischen den Weinbergen Samariens gelangt. Bei Sichem wohnte eine von allen abgelehnte Witwe mit ihrem kranken hoch fieberndem Kind in einer ärmlichen Hütte. Der Boden war weder gekalkt noch gab es Strohsäcke. In der Lampe aus rotem Lehm war das Öl ausgegangen. Im Kasten war kein Korn mehr, die Hausmühle stand still. Das war in Israel eindeutiges und grausames Zeichen von unendlichem Elend. Die arme Mutter saß in einer Ecke und weinte. Auf ihrem Schoß, in Tuchfetzen gewickelt, lag blass und zitternd das Kind. Mit schwacher Stimme, fast wie ein Hauch, bat es die Mutter, diesen Rabbi aus Galiläa zu rufen, von dem es am Jakobsbrunnen gehört hatte, dass er die Kinder liebte, die Menschenmengen ernährte und alle menschlichen Übel mit einer streichelnden Bewegung seiner Hand heilte. Die Mutter sagte weinend:
— Wie stellst du dir das vor, dass ich dich hier allein lass und den Rabbi in Galiläa aufsuche? Obed ist reich und hat Diener. Ich habe sie vorbeigehen sehen und sie haben Jesus ohne Erfolg in den Dörfern und Städten, von Chorazin bis zum Land Moab gesucht. Septimus ist stark, er hat Soldaten und auch sie habe ich vorbeigehen sehen und sie haben nach Jesus gefragt aber nicht gefunden, von Hebron bis zum Meer. Wie stellst du dir vor, dass ich dich allein lass? Jesus ist weit weg und unser Leid ist bei uns. Sicherlich wird der Rabbi, der in den neuen Synagogen liest, nicht die Klagen einer Mutter aus Samarien anhören, die nur, wie früher, auf dem Berg Garizin beten kann.
Das Kind, blass, Augen geschlossen, wie eine Leiche, flüsterte den Namen Jesu und die Mutter fuhr weinend fort:
— Was nützt es, loszuziehen und ihn zu suchen, mein Kind? Die Straßen Syriens sind lang, das Mitleid der Menschen kurz. Wenn die Hunde mich so arm und einsam sähen, würden sie mir an den Haustüren entgegenbellen. Jesus ist sicherlich gestorben, und mit ihm wieder alle Hoffnung der Traurigen.
Blass und schwach flüsterte das Kind noch einmal:
— Mutter, ich würde gern Jesus von Galiläa sehen!
In diesem Moment öffnete Jesus langsam die Tür, lächelte und sagte: „Hier bin ich!’"
„Das sanfte Wunder" wurde zum ersten mal 1898 in der Zeitschrift „Revista Moderna” veröffentlicht. Seine Botschaft ist aber immer noch aktuell.
Er tut seinen Teil
Obwohl weit entfernt, kam Jesus und erfüllte seine Verpflichtung, die Bitte des Kindes zu erhören und zu dienen. „Heute gibt es keine Entfernungen mehr. Doch ist dieser Planet nicht ein krankes Kind, das jahrhundertelang unter Kriegen leidet? Man muss zu den vergessenen Seelen der Völker gelangen. Frieden durch das Internet, das zum Teil das verstörte Nervensystem der technologischen Gesellschaft ist.
Betinho und Emerson
Worte vom viel vermißrter Betinho (1935-1997): „— Ich kann angesichts der menschlichen Misere nicht glücklich sein. Das Ende der Misere ist keine Utopie."
Und, um diese Utopie, wie wir die Errungenschaften von morgen nennen, zu verwirklichen, müssen wir dringend folgende Reflexion von Ralph Emerson (1803-1882) als pragmatische Realität verstehen: „— Die gütigen Herzen strahlen ständig die misteriösen Kräfte aus, die, unaufhörlich, große Ereignisse geschehen lassen."
Zum Abschluss, folgende Aussage Jesu: „Alles ist möglich, dem der glaubt" (Evangelium nach Markus 9:23).
Und so ist es! Das können diejenigen sagen, die bis zum Schluss ausharrten.
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